Im Koalitionsvertrag war der Abschied von der EEG-Umlage eigentlich erst ab 2023 vorgesehen, nun wird er wegen stark gestiegener Energiepreise bereits auf kommenden Juli vorgezogen. Mit der Umlage wird die Förderung von Ökostrom bezahlt. Das übernimmt ab Juli der Bundeshaushalt, was ihn bis Jahresende 6,6 Milliarden Euro kosten wird.
Die EEG-Umlage beträgt derzeit 3,72 Cent pro Kilowattstunde. Ein vierköpfiger Haushalt könnte unter normalen Umständen bis zu 300 Euro sparen, würden die verringerten Strompreise weitergegeben. Allerdings rechnen Experten damit, dass es keine spürbare Entlastung für Verbraucher geben wird, allenfalls werden sie einen weiteren Preisanstieg dämpfen.
Die EEG-Umlage ist zwar ein wesentlicher Bestandteil der Stromrechnung, aber steigende Kohle-, Gas- und CO2-Preise werden auch auf Privathaushalte durchschlagen. Fossile Energien machen den Strom teurer. Nur ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren könnte strompreissenkend wirken.
Der Anteil erneuerbarer Energien beträgt beim Strom derzeit zwischen 40 und 50 Prozent. Bis 2030 soll er auf 80 Prozent steigen.
April 2022
Seit November hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) eine neue Plattform frei geschaltet: „Gebäudeforum klimaneutral“. Eine Website bietet Fachinformationen zum klimaneutralen Bauen und Sanieren, schiebt Innovationen an und wird löbliche Energiewende-Beispiele im Gebäudesektor vorstellen. Unterstützt wird das Expertenteam der dena
im Gebäudeforum von einem kontinuierlich wachsenden Fachpartnernetzwerk aus Branchenverbänden und Vertretern aus allen Regionen Deutschlands. Die Kooperation strebt einen engen fachlichen Austausch an, Wissen soll kumuliert werden. Das Gebäudeforum richtet sich an Fachleute aus Architektur, Energieberatung und technischer Gebäudeausrüstung, aber auch technisch Zuständige aus der Immobilienwirtschaft, Haus- und Liegenschaftsverwaltungen sowie Gewerbe und Stadtwerke.
„Der Gebäudesektor ist eines der großen Handlungsfelder, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Das hat auch die jüngst veröffentlichte dena-Leitstudie nochmal verdeutlicht. Allein bis 2030 müssen die CO2-Emissionen in diesem Sektor um 44 Prozent sinken“, erläutert Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.
Photovoltaikmodule wandeln Licht emissionsfrei in Energie um. Aber Herstellung, Transport und Lebensende der Module emittieren natürlich Emissionen. Das Fraunhofer ISE hat für eine Studie den CO2-Fußabdruck von sechs monokristallinen Silicium-Photovoltaikmodulen berechnet. Ihre Herstellungsorte: China, Deutschland und Europäische Union.
Strommix der Länder hat den größten Einfluss auf den CO2-Fußabdruck
»Wenn ich an einem europäischen Ort mit durchschnittlichen Einstrahlungswerten eine Photovoltaikanlage installieren möchte, habe ich mit der Wahl meiner PV-Module großen Einfluss auf deren Klimafreundlichkeit«, erklärt Dr. Holger Neuhaus, Abteilungsleiter für Modultechnologie am Fraunhofer ISE: »Mit PV-Modulen, die in der EU hergestellt wurden, spare ich 40 Prozent an CO2-Emissionen im Vergleich zu Modulen, die aus China importiert wurden «.
Dies liegt vor allem am Energiemix der jeweiligen Länder und weniger an den Emissionen, die beim Transport entstehen. Mit 50 bis 63 Prozent ist der Anteil am Energiebedarf bei der Herstellung der einflussreichste Faktor auf den CO2-Fußabdruck eines Solarmoduls. Für ein PV-Modul aus China machen die CO2-Transport-Emissionen in die EU etwa 3 Prozent der Gesamtemissionen aus.
»Aufgrund der deutlich geringeren CO2-Emissionen während der Produktion und dem weiter stark steigenden Bedarf an klimafreundlicheren PV-Modulen weltweit, geht es nun darum schnell und mit viel Engagement die PV-Produktionskette in Europa aufzubauen«, schlussfolgert Prof. Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE. China hat eine dominante Marktstellung: Im Jahr 2019 produzierte das Land 68 Prozent des Polysiliciums, 96 Prozent aller Wafer, 76 Prozent aller Solarzellen und 71 Prozent der PV-Module.
Moduldesigns mit Glas anstelle von Rückseitenfolien sparen CO2
Rahmenlose Glas-Glas-Module verursachen bei der Herstellung zusätzlich 7,5 bis 12,5 Prozent weniger CO2 als Glas-Folie-Module. Das zeigt die Studie für alle untersuchten Module, unabhängig von ihrem Herstellungsort. Grund dafür ist nicht die Rückseitenfolie selbst, sondern weil Glas-Glas Module keinen Aluminiumrahmen benötigen. Dessen Herstellung ist sehr energieintensiv.
Glas-Glas Module haben außerdem eine längere Lebensdauer und eine geringere jährliche Degradation als solche mit Folie, was ihren CO2-Fußabdruck zusätzlich verringert. Bezogen auf die erzeugte Kilowattstunde verursacht das rahmenlose Glas-Glas-Modul 22 bis 27 Prozent weniger CO2-Emissionen als das Glas-Folien-Modul. Leider setzen erst wenige Hersteller auf rahmenlose Glas-Glas-Module.
Insgesamt kommt die Studie auf CO2-Emissionen für Glas-Folie-Module (Glas-Glas-Module) von 810 (750) in China, 580 (520) in Deutschland und 480 (420) Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilowatt Peak in der Europäischen Union.
Der Studie liegen neue Produktionsdaten zugrunde, die am Institut in Zusammenarbeit mit der Industrie erhoben wurden. »Dies ist die eigentliche Neuheit, denn verglichen mit Lebenszyklusanalysen basierend auf älteren Datensätzen, die heute immer noch herangezogen werden, zeigte sich, dass sich der CO2-Fußabdruck von PV-Modulen in den letzten Jahren um etwa 80 Prozent verbessert hat. Hierfür ist eine Verbesserung der Silicium-Ausbeute, der Herstellungsprozesse der Moduleffizienz und der CO2-Intensität der Stromerzeugung verantwortlich«, erklärt Dr. Holger Neuhaus.
Quelle: Fraunhofer-Institut
Zwischen den Jahren 2000 und 2019 sind die Kohlenstoffdioxid-Emissionen im eigenen Zuhause um 14 Prozent zurückgegangen. Laut Statistischem Bundesamt verdanken wir das der Abschaffung von Ölheizungen.
Die CO2-Emissionen, die private Haushalte im Bereich Wohnen verursachen, lagen im Jahr 2019 bei 219 Millionen Tonnen. Also 14 Prozent weniger als im Jahr 2000, als er noch 256 Millionen Tonnen betrug.
Das Statistische Bundesamt https://www.destatis.de/ sieht mehrere Gründe für diesen Rückgang.
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1. Ölheizungen werden zunehmend durch klimafreundlichere Heizungen wie Gas- und Fernwärmeanlagen ersetzt.
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2. Die Stromerzeugung ist emissionsärmer geworden – erneuerbare Energien spielen hier eine zunehmend große Rolle spielen.
In rund einem Viertel der Haushalte ist mittlerweile auch mindestens eine alternative, relativ emissionsarme Technologie im Einsatz: eine Photovoltaikanlage, eine Holzpelletheizung oder ein E-Auto.
Eine Umfrage der Förderbank KfW ergab, dass 92 Prozent der Haushalte an, die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle sowie von der Atomenergie für wichtig oder sehr wichtig zu halten. Konkrete Schritte unternehmen bislang aber vor allem Besserverdiener.
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3. Der Energieverbrauch selbst ist gesunken: 2019 verbrauchten die privaten Haushalte im Bereich Wohnen rund 6 Prozent weniger Energie als 2000.
Nachdem der Verbrauch 2012 auf den niedrigsten Wert seit 2000 gefallen war, steigt er seit einigen Jahren allerdings tendenziell wieder an – und damit auch die Emissionen.
An manchen Stellen wird auch Strom gespart. So lag das Minus von Elektrogeräten bei 19 Prozent, bei der Beleuchtung sogar bei 37 Prozent. Letztere macht aber nur zwei Prozent der Gesamtemissionen für das Wohnen aus, der Verbrauch von Elektrogeräten ist für 11 Prozent des CO₂-Ausstoßes verantwortlich.
Bei den vom Statistischen Bundesamt ermittelten CO2-Emissionen handelt es sich um die direkten und indirekten Emissionen. Direkte entstehen beispielsweise bei der Verbrennung von Energieträgern in einer Gasheizung im Haushalt. Indirekte bei der Erzeugung der Energie, die in den Haushalten verbraucht wird, etwa bei der Stromerzeugung in Kraftwerken.
September 2021.
Haus „Berghalde“ hat auch dank seiner installierten PV-Leistung von 17,3 kWp EnergiePlus-Standard. Beifall! Weiteren dafür, dass es den wissenschaftlichen Beweis erbringt: Es ist möglich, solche Gebäude CO2-neutral zu bewohnen. (Die ausführliche Vorstellung des Projekts finden Sie im Buch „Masterplan eMobile“, S. 42 –57.) Hier bestellen.
Einige Länder planen sie, in einigen süddeutschen Kommunen gilt sie bereits: die Solarpflicht für neue Gebäude. In Baden-Württemberg beispielsweise müssen ab 2022 voraussichtlich auf allen Nicht-Wohn Gebäuden und überdachten Parkplätzen mit mindestens 75 Stellplätze PV-Module installiert werden. Im Herbst wird der Landtag darüber abstimmen.
Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sieht im Solarpflichtpassus des Klimaschutzgesetzes den Einstieg in eine allgemeine Pflicht für alle Bauherren, Strom aus Sonnenenergie zu erzeugen.
Der rot-grüne Hamburger Senat will die Solarpflicht ab 2023 sowohl für Gewerbe- als auch für Wohngebäude einführen. Ab 2025 soll sie auch bei vollständigen Dachsanierungen obligatorisch werden.
Der Berliner Senat tendiert gleichfalls zu einer Solarpflicht, stößt aber auf insbesondere bei der Immobilienwirtschaft auf Widerstand.
Spannend, was herauskommt, wenn demnächst das Erneuerbare-Energie-Gesetz novelliert wird. Der Klimakreis der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag macht sich für eine bundesweite Verpflichtung stark, Neubauten von vornherein mit Photovoltaik-Anlagen zu planen. Das Bundeswirtschaftsministerium mit seinem Chef Peter Altmaier hat bislang allerdings eher abwartend reagiert.
Ablehnung kommt aus einer Organisation, die sonst vehement für einen beschleunigten Ausbau der Solarenergie eintritt: dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Er hält ein gesetzlich erzwungenes Muss für weniger erfolgversprechend als eine belohnte Freiwilligkeit.
BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig: „Eine Anreizstruktur ist rechtlich weniger angreifbar, frei von Vollzugsdefiziten und bei Bürgern und Unternehmern deutlich beliebter.“ Statt einer Installationspflicht favorisiert er die Abschaffung der „Sonnensteuer“ für solare Selbst- und Direktversorger sowie eine Aufstockung der PV-Ausbauziele im EEG. Carsten Körnig hält es für realistisch, dass sich die Nachfrage nach PV-Anlagen bei einer „PV-, Speicher- und Prosumer-freundlichen EEG-Reform, dem Abbau von Marktbarrieren und der Einführung von moderaten CO2-Mindestpreisen im Stromsektor“ verdreifacht.
Quelle: Tagesspiegel, August 2020