Eine HTW-Studie stellt fest: Die von der neuen Regierung beabsichtigten Zubauziele für Erneuerbare sind für den 1,5-Grad-Klimaschutzpfad zu wenig.
Um das Klima verfassungskonform zu schützen und die Erderwärmung auf zumindest 1,7 Grad zu mindern, müsse Deutschland bereits 2035 vollständig CO2-neutral werden
➜ Bislang zielen die Klimaschutzgesetze und Intentionen der Ampelkoalition auf CO2-Neutralität bis 2045. Damit würde Deutschland jedoch seine globalen Klimaschutzverpflichtungen nicht einhalten.
Es gibt viel zu tun: Im Jahr 2020 deckten erneuerbare Energien gerade einmal 19,3 Prozent des deutschen Endenergiebedarfs.
➜ Je früher die CO2-Neutralität erreicht werden soll, desto mehr Photovoltaikanlagen sind erforderlich. Ihr Vorteil: Sie sind kostengünstig und frei skalierbar. Die installierte Photovoltaikleistung müsse sich von derzeit 59 Gigawatt auf 590 Gigawatt bis 2035 verzehnfachen. Dies entspräche einem Zubau von mindestens 40 Gigawatt pro Jahr statt der im Koalitionsvertrag vorgesehenen etwa 16 Gigawatt. Das erfordere einen schnellen jährlichen Markthochlauf auf etwa 45 Gigawatt bis 2027. Man muss wissen: Zurzeit sind es nur etwa 6 Gigawatt.
➜ Um die notwendige Photovoltaikleistung nicht noch weiter in die Höhe zu treiben, muss das deutsche Windpotenzial auf 200 Gigawatt an Land und 70 Gigawatt offshore ausgebaut werden. Wie die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wird die Windenergie im Jahr 2035 dann etwa die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs Deutschlands decken.
➜ Alle Sektoren müssen weitgehend elektrifiziert werden, um den Energiebedarf ausreichend senken zu können. Ab 2025 sollten in Deutschland keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen oder neue Heizungssysteme mit Gas- oder Ölkesseln installiert werden. Wird das tatsächlich realisiert, steigt im betrachteten Referenzszenario der Studie die Anzahl der Elektroautos auf 31 Millionen im Jahr 2035. Gleichzeitig ersetzen bis dahin etwa 12 Millionen Wärmepumpen konventionelle Heizungssysteme.
➜ Ohne importierten grünen Wasserstoff ist die Energiewende in der Kürze der Zeit nicht realisierbar. Dieser ersetzt fossile Brennstoffe vor allem in gar nicht oder nur schwer elektrifizierbaren Bereichen. Im Referenzszenario der Studie wurde berücksichtigt, dass 60 Prozent des Bedarfs an Wasserstoff und dessen Folgeprodukten importiert werden.
Neben dem forcierten Ausbau der Photovoltaik und Windkraft muss vor
allem die Elektrifizierung des Verkehrs- und Wärmesektors beschleunigt werden.
Entwicklung der Kohlendioxidemissionen in Deutschland zwischen 1990
und 2020, Ziele des Klimaschutzgesetzes und Pfade zum Einhalten des Pariser
Klimaschutzabkommens gemäß des ermittelten CO2-Budgets.
Grafiken: htw-berlin
Rahmenbedingungen der untersuchten Szenarien, zentrale Kenngrößen des
Gebäude- und Verkehrssektors im Jahr 2035 und relative Änderungen des Energiebedarfe einzelner Bereiche von 2035 gegenüber heute.